Vielleicht kennt Ihr es noch … In der Zeit der ‚jungen Liebe‘ möchte man auch möglichst viel von dem erfahren, was dem Anderen Freude machen könnte. Erkundigungen im Umfeld können da eventuell hilfreich sein. Zum Thema befragt, ist meinem Vater im späten Spätherbst eine uralte Nikolausgeschichte eingefallen. Die fand mein Freund ebenso gut, wie die noch Jahre später bei mir erfolgenden Nikolausbesuche. Fest stand sein Entschluss, bei mir den Nikolaus zu machen. Die frohe Kunde ging auch durch die Nachbarschaft, und man heuerte ihn dort ebenfalls als Weihnachtsmann an.
Wie im alten Kinderreim war dann „lustig, lustig, tralalalala“ bald der Nikolausabend da. Nachdem er sich durch lautes Klopfen und HoHoHo-Rufe Einlass verschafft hatte, stand passend ausstaffiert der Nikolaus vor mir. Aus dem dicken Buch wurde – im Gegensatz zu früher – nur Gutes vorgelesen. Als ich ein Gedicht aufgesagt hatte, wurden aus dem Rucksack feine Päckchen ans Tageslicht befördert und der Überraschungsbesuch war vorbei.
Nach seinem ‚Auftritt‘ bei mir zockelte der brave Mann von einem Haus zu anderen und später ging’s sofort ab nach Hause, ohne sich bei uns noch einmal blicken zu lassen.
Am nächsten Morgen klopfte es laut an seiner Tür. Aus dem Schlaf gerissen, traute er seinen Augen nicht. Zwei Polizisten standen vor ihm und präsentierten ein mausgraues Teil, das sie als Führerschein bezeichneten. Weil er der Ansicht war, seiner sei sauber und nicht so zerfressen, lachten sie und baten ihn, SEINEN doch mal vorzuzeigen. Ging natürlich nicht. Schnell klärte sich der Sachverhalt:
Die lieben Nachbarn hatten beim Nikolausauftritt Schnäpschen eingeschenkt! Während der Straßenbahnfahrt wurde ihm schlecht. Er wollte bei der nächsten Haltestelle nur noch aus der Bahn und den Rest des Weges laufen. So angesäuselt war das wohl nicht ganz einfach. Beim schwankenden Gang fiel der Führerschein aus der Tasche in die Schienen, wurde von der nächsten Bahn erfasst und im hellen Morgenlicht von einer Polizeistreife gefunden.
Die ganze Angelegenheit war meinem späteren Mann mehr als peinlich. Nikolaus war passé und ‚Koks mit dicken Wanzen‘ hat er nie wieder getrunken! Für Nicht-Kohlenpottler hier das Rezept: Man nehme ein Schnapsglas, lege ein Stück Würfelzucker hinein, übergieße dieses mit Rum (Koks, weil’s wärmt) und kröne alles mit 2 Kaffeebohnen (das sollen die dicken Wanzen sein). Würfelzucker und Kaffeebohnen werden zerkaut, und mit dem Rum wird nachgespült. Brrr …