Ob es hier so war oder ist es nur ein Märchen? Schwarzes Gold Am Harzrand unweit der alten Stadt, die so viel Fachwerk hat, dort lebt ein kleines Wichtelvolk, die Grubenzwerge. Sie graben in Bergen tief in der Erde und staunen über jeden neu ans Tageslicht geförderten Schatz.
Eines Tages holen die Zwerge schwarzbraune Erdklumpen aus der Tiefe und kippen sie vor den Schacht. Der Oberzwerg Friedolin meint: „Wir müssen noch viel tiefer graben. Die schwarzbraune Erde ist ein Zeichen, dass wir auf eine Diamantader stoßen werden.“ Und so machen sich die Grubenzwerge mit doppeltem Eifer ans Werk. Tag um Tag kommen sie einen Meter voran. Der Mond hat inzwischen dreißigmal gewechselt. Da kommen Friedolin Zweifel auf und er sagt zu seinen Mannen: „Ich habe mich geirrt und glaube, dass wir keine Glitzersteine finden werden.“ Alle Grubenzwerge schauen traurig auf ihre Schuhspitzen. Der Obergrubenzwerg räuspert sich und spricht fest entschlossen weiter: „Wir werden morgen die schwarzbraune Erde in den Schacht zurückbringen.“
Der Abend bricht herein und einige Zwerge besorgen sich noch fix Holz zum Heizen ihrer Öfen. Tollpatschzwerg Plumput stolpert plötzlich über eine Wurzel nahe dem Haufen mit der schwarzbraunen Erde. Seine Laterne gleitet ihm aus der Hand und rollt geradewegs an den Rand des Erdberges. Das Brennöl der Laterne läuft dabei aus. Da fängt doch plötzlich der Erdklumpenhaufen zu brennen an und besonders gut die größeren Stücke. Alle Zwerge laufen zusammen und wollen das Feuer löschen. Mit kleinen Eimern schöpfen sie Wasser aus ihren Hausbrunnen und kippen es in die Glut. Das Feuer scheint zu verlöschen, doch nach einer Weile entfacht der leichte Nordwind den Haufen erneut. Die Zwerge können das Feuer nicht löschen, ziehen sich zurück und schauen dem Brand aus sicherer Entfernung zu.
Drei Nächte und drei Tage brennt es. Der Haufen wird immer kleiner, ist nun erkaltet, auch nicht mehr schwarzbraun, sondern grauweiß und federleicht. Der Anführer der Zwerge überdenkt in seinem Häuschen die Sache mit dem neu gewonnen Schatz, wozu er zu gebrauchen wäre und verkündet seine Überlegungen wie folgt: „Ich glaube, die schwarzbraune Erde könnten wir in unseren Öfen verbrennen, dann brauchen wir kein Holz mehr zu schlagen. Wenn wir die grauweiße Erde weggeschafft haben, holen wir aus dem Schacht neue schwarzbraune Erde und werden einen Brennversuch in einem Ofen machen.“ Otto, der kleinste Zwerg hört nicht gut, anstatt holen versteht er Kohlen und ruft begeistert: „Ich möchte zuerst solche Kohlen in meinem Ofen verbrennen!“ Und alles klappt ganz wunderbar. Seither steht der Name für diesen Schatz fest und die schwarzbraunen Klumpen heißen noch immer „Braunkohle“.
Die Zwerge bringen den neugewonnenen Schatz auf den Markt, erklären den Menschen, was sie damit machen können und schon in kurzer Zeit verdienen sie soviel Goldtaler damit, dass sie eigentlich gar nicht mehr arbeiten brauchten, wenn die Nachfrage nicht so groß wäre. Das Gold bewahren sie in Truhen auf. Leider haben sie gar keine Zeit, ihren Verdienst auszugeben, da sie immer nur arbeiten und arbeiten. Friedolin aber reibt sich vergnügt die Hände und prägt für den Anblick der schwarzbraunen Klumpen noch einen Namen: „Schwarzes Gold“. Niemals wird es einem Grubenzwerg schlecht gehen, ihr konntet es zur Braunkohlenzeit sehen. Denn alles, was sie brauchen, können sie sich auch kaufen. (C) F. Buchmann