Muss der Himmel seine Schleusen ausgerechnet jetzt öffnen, während ich vom Parkplatz zum Kino gehe? Dieser verflixte Taschenschirm gehorcht natürlich mal wieder nicht dem 1. Knopfdruck. Also bleibt nur die Flucht in eine nahe Passage, um den bereits völlig durchnässten Seidenschal oben auf die Tasche zu legen und noch einen weiteren Öffnungsversuch beim Schirm zu starten. Geschafft! Endlich geht’s - nicht ohne einen Seitenblick ins Schaufenster - trocken von oben weiter. Na ja, die daheim aufgewendete Frisierzeit hätte ich mir glatt schenken können!
Es ist schon etwas spät, als ich mich hintenan stellte, um eine Karte zu ergattern. Ich spüre, wie mir von hinten jemand sehr, sehr nahe kommt. Ein Schauer läuft über meinen Rücken. Scheinbar nicht vom warmen Herbstregen, denn mich erfasst ein wohliges Gefühl. Eine Hand streckt sich nach der Tasche an meinem Arm aus. Während sich ein kräftiger Arm halb um meine Mitte legt, wende ich mich nach hinten. Noch bevor ich protestiere, sehe ich, dass sich mein nasser Schal schräg über das Vorderteil der Jeans meines Hintermannes zieht und am rechten Hosenbein klebt. Unter dem Schal zeichnet ab, was ich vorher schon zu spüren glaubte. Der Unbekannte lächelt mich an, ich vergesse eine Entschuldigung und höre mich fragen: „Wie kann ich das nur wiedergutmachen?“ „Da wüsste ich schon etwas“ kommt als Antwort, während er das Seidentuch wieder in meine Tasche steckt. Vorn wird das Schild „Karten ausverkauft“ aufgestellt, hinten werden die Karten neu gemischt.