Als Österreicher besuchte ich vor 50 Jahren sehr oft die DDR. Besonders während der Leipziger Messe wurde den Besuchern eine Art Potemkinsches Dorf vorgeführt, um einen guten Eindruck zu hinterlassen. Ich erinnere mich auch an den Besuch in einer Druckerei, wo an vielen Türschildern „GenDir.“ Stand. Erst später erkannte ich, dass dies die Abkürzung für Genosse war und es doch nicht so viele Generaldirektoren gab.
Aber ich bewunderte viele Leute, welche innerlichen Widerstand zum herrschenden Regime zeigten, auch wenn dies oft negative private Folgen hatte. Aus meiner Sicht war dort nicht alles schlecht, drei Beispiele dazu:
° Für Mütter und Kinder wurden große Anstrengungen unternommen.
° In den Apotheken wurde empfohlen, den Medikamentenverbrauch auf das Notwendigste zu beschränken und ggfs. natürliche Mittel zu verwenden.
° Bei Offenen Stellen gab es immer den Zusatz „aus der nicht arbeitenden Bevölkerung“.
Bedauerlich fand ich es auch, dass auch nach der sog. Wende viele Leute die östlichen Bundesländer (damals noch Bezirke genannt) verließen, Firmen aus der Bundesrepublik ehem. DDR-Betriebe aufkauften und dann stilllegten, um deren Waren in den Osten zu liefern. Erst im Laufe der folgenden Jahre wurden neue Unternehmen bzw. Zweigniederlassungen – auch mit staatlicher Hilfe und Solidaritätsabgaben - gegründet.
Ich war immer erstaunt, dass generell alles aus der früheren DDR abgelehnt wurde, denn die dort gebliebenen Menschen hatten das nicht verdienst. Selbstverständlich war das politische System und die damit verbundene Unterdrückung der Bewohner abzulehnen. Aber es war nicht grundsätzlich alles schlecht und es hätte auch der Bundesrepublik nach 1990 gut getan, einiges (weniges) Positives aus der DDR-Zeit zu übernehmen. Aus meiner Sicht sollte der sog Soli (Solidaritätszuschlag) nun beendet werden, denn nach fast 30 Jahren ist z.B. die Infrastruktur in den neuen deutschen Bundesländern vielfach dem des Westens überlegen.