Es steckt voller gesunder Körner und hält lange satt: Vollkornbrot ist in Deutschland sehr beliebt. Zu Recht, denn das Brot aus dunklem Mehl und vollem Korn ist bei einer ausgewogenen Ernährung wichtig. Doch bei der dunklen Farbe wird gerne nachgeholfen, damit das Brot noch gesünder aussieht. Wir haben uns für dich im Supermarkt umgesehen und klären, was an der Brotfärberei dran ist.
Ein Vollkornbrot sollte saftig und schön dunkel sein – so haben das die meisten von uns verinnerlicht. Aber hast du schon einmal genauer auf die Zutatenliste von Supermarktbrot geschaut? Die Industrie hilft bei der Farbe von dunklem Brot gerne nach und färbt es dunkel. Warum? Aus was besteht Vollkornbrot?
Jedes Brot besteht aus Getreidemehl, Wasser und Salz. Für Vollkornbackwaren werden alle Bestandteile der Getreidekörner zu Mehl verarbeitet, auch die dunklere Schale. In Vollkornbrot stecken deshalb besonders viele Ballaststoffe, Mineralien und B-Vitamine. Bei Nicht-Vollkorn-Mehlen dagegen trennt man Getreidekorn und Randschichten voneinander und erhält helleres Mehl.
Während helles Weißbrot oft als Dickmacher gilt, halten wir dunkles Vollkornbrot für gesünder. In der Tat enthält Weißmehl „leere“ Kohlenhydrate, die den Blutzuckerspiegel ansteigen und schnell wieder abfallen lassen. Dadurch haben wir schneller wieder Hunger.
Vollkornmehl dagegen hält den Blutzuckerspiegel konstant und sättigt damit für längere Zeit. Die Brotindustrie hat sich den Effekt zu Nutze gemacht und arbeitet gerne nach dem Motto: Je dunkler ein Brot, desto gesünder wirkt es und desto lieber kaufen es die Kund:innen. Also wird bei der dunkelbraunen Farbe nachgeholfen. Malz, Karamell und Sirup färben Brot dunkel – werden aber zu einem anderen Zweck eingesetzt
Sie gibt gleichzeitig Entwarnung: „Reine ‚Farbstoffe‘ dürfen in Brot laut Gesetz nicht eingesetzt werden, auch wenn sie für andere Lebensmittel zugelassen sind. Als Farbstoffe werden solche Stoffe gezählt, die als Zusatzstoff zu diesem Zweck zugelassen sind“, so Jana Fischer.
Lebensmittelfarbstoffe wie Chinolingelb (E 104), Gelborange S (E 110) oder Azorubin (E 122) kennst du vielleicht mit ihrer jeweiligen E-Nummer bereits von der Zutatenliste anderer Lebensmittel.
Das Paradoxe: Zuckerrübensirup oder Malzextrakt werden in Brot offiziell nicht zum Färben eingesetzt. Jana Fischer erklärt: „Die anderen Stoffe wie Zuckerrübensirup sind per Definition Zutaten, die beispielsweise zur Erzielung eines bestimmtes Geschmacks verwendet werden. Dass auch diese Stoffe eine färbende Wirkung haben, macht sie laut Gesetz nicht zu einem Farbstoff. Daher dürfen Sie in Brot verwendet werden und führen dort zu der dunkeln Färbung.“
Klingt nach einer cleveren Trickserei der Lebensmittelindustrie. Doch ist das Färben von Vollkorn- und Schwarzbrot gesundheitlich bedenklich?
Jana Fischer von der Verbraucherzentrale Hamburg erklärt gegenüber Utopia: „Viele der Stoffe haben einen erhöhten Zuckergehalt, da sie aber meist nur in geringen Mengen zum Färben eingesetzt werden, fällt das nicht zu stark ins Gewicht.“ Ungefärbtes Brot: Wo gibt es gutes Vollkornbrot ohne Zusätze?
Die Zusätze färben Brot nicht nur dunkler, sie süßen es auch. Gesundheitsgefährdend sind die färbenden Zusätze im Brot nicht – notwendig sind sie aber genauso wenig.
Wenn du ungefärbtes, gutes Brot kaufen möchtest, solltest du einen genauen Blick auf die Zutatenliste werfen oder noch besser: bei deiner Bäckerei um die Ecke nachfragen.
Es lohnt sich auch, das Brot genau anzuschauen: Vollkornbrot muss nicht sehr dunkel sein, es ist von Natur aus eher gräulich-braun. Hat das Brot eine eher rotbraune Färbung, kann das ein Hinweis darauf sein, dass optisch nachgeholfen wurde.
Gutes Brot bekommst du bei folgenden Adressen:
in der Bio-Bäckerei in Bäckereien von Bio-Supermärkten bei der Backstube um die Ecke, in der noch selbst gebacken wird
Jana Fischer hat ebenfalls noch einen Tipp für alle Vollkornfans: „Wer Vollkornbrot essen möchte – was empfehlenswert ist – sollte auf die Bezeichnung ‚Vollkorn‘ achten. Diese ist gesetzlich geschützt. Ein Vollkornbrot, das unter dieser Bezeichnung verkauft wird, muss mindestens aus 90 % Vollkornmehl oder Schrot im Getreideanteil bestehen.“