Dass Pestizide oder Abgase nicht unbedingt gesundheitsfördernd sind, ist klar. Aber es gibt noch andere, weniger offensichtliche Krankmacher unseres modernen Lebens: Über die Auswirkungen von Lärm, Licht und Klimawandel auf unsere Gesundheit wird viel zu selten gesprochen. Und über die Frage, wie wir diese Probleme lösen können.
Unser Leben kann schon komfortabel sein. Wenn wir etwas brauchen, bestellen wir es einfach und können es uns innerhalb kurzer Zeit liefern lassen. Wenn wir am Rechner abends eine Reise buchen, können wir am nächsten Morgen schon im Flieger sitzen. Und wenn wir auf unser Smartphone blicken, können wir in unseren Streams sehen, was unsere Freundinnen, Freunde und Verwandte gerade machen. Für unsere Großeltern früher war das unvorstellbar, für uns ist das alles kein Problem. Und zugegeben: Es ist echt angenehm und hilfreich, in einer durch technologischen Fortschritt immer moderner werdenden Welt mit ihren Vorteilen und Errungenschaften zu leben.
Schattenseiten der modernen Gesellschaft
Wir wissen aber natürlich auf der anderen Seite schon längst, dass diese schöne neue Welt auch Schatten hat. Mit zum Teil negativen Auswirkungen auf unsere Gesundheit.
Luftverschmutzung ist so ein Beispiel, Feinstaubbelastung an vielbefahrenen Straßen oder ganze Städte, die im Smog versinken und so zu einer Umgebung werden, die nicht nur die Lebensqualität senkt, sondern auch krank machen kann. Oder Pestizide, die zwar den großflächigen Anbau von Obst und Gemüse vor Schädlingen schützen, aber eben auch Auswirkungen auf das Ökosystem haben – und letztlich in unserem Essen landen. Und nicht zuletzt die Corona-Pandemie hat gezeigt, dass eine global vernetzte und extrem mobile Gesellschaft die immer leichtere Verbreitung von ansteckenden Krankheiten mit sich bringt.
Und dann sind da noch etwas weniger offensichtliche Krankmacher unseres modernen Lebens wie Lärm, Licht und der Klimawandel. Darüber müssen wir reden – und auch darüber, wie wir mit ihnen umgehen müssen, damit sich das ändert. Es gibt zu viel Lärm in unserem Leben
Zum Beispiel über Lärm. Eigentlich ist das naheliegend, denn Lärm ist in unserem Alltag allgegenwärtig. Spätestens, wenn wir an einer Straße stehen, bildet der Autoverkehr die Geräuschkulisse der modernen Gesellschaft. Und wenn wir aufgrund unserer Wohnlage Pech haben, können wir uns ihr nicht einmal zu Hause entziehen. Dann die Baustellen, irgendwo wird ja gefühlt immer lautstark gearbeitet. Falls es doch mal ruhig ist, kommt jemand mit einem Laubbläser um die Ecke, es säubert ein Reinigungsunternehmen mit einem Kärcher die Pflastersteine auf dem Gehweg oder die Nachbarn bohren Löcher in die Wand. Und selbst wenn wir uns der Lautstärke des Alltags entziehen wollen, ziehen wir oftmals Kopfhörer an und beschallen uns mit Musik.
Lärm nervt nicht nur, sondern ist unter Umständen ein echtes Problem für unsere Gesundheit. Die Weltgesundheitsorganisation WHO stellte schon vor rund zehn Jahren fest: Nach der Luftverschmutzung ist Lärm der zweitgrößte, die Krankheitslast vergrößernde, Umweltfaktor. Laut Schätzung der europäischen Umweltagentur sind rund 20 Prozent der Menschen in Europa von einem gesundheitsschädlichen Lärmpegel betroffen.
Tinnitus, Schwerhörigkeit und Herzprobleme als Lärmfolgen
Tatsächlich wird immer deutlicher, welche gesundheitlichen Auswirkungen eine zu große Lärmbelastung haben kann. Schwerhörigkeit, klar, das ist naheliegend. Oder das Pfeifen im Ohr, das viele von uns vermutlich schon einmal nach einem lauten Konzert oder einem Knall erlebt haben: So ein Tinnitus ist ein gesundheitliches Warnzeichen, vermutlich auch zusätzlich durch Stress auslösbar.
Umgekehrt kann auch Stress durch Lärm zu Bluthochdruck und Herz-Kreislauferkrankungen führen. So untersuchte etwa die NORAH-Studie zwischen 2011 und 2015 im Rhein-Main-Gebiet die langfristigen Wirkungen von Lärm auf die Gesundheit. Es ging dabei konkret um die Belästigung durch Flugzeuge, aber auch um Autos und Bahnen. Ein Ergebnis der Untersuchung: Verkehrslärm erhöht das Risiko eines Herzinfarkts. Und auch einen Zusammenhang zwischen Verkehrslärm und der ärztlichen Diagnose einer depressiven Episode stellten die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler fest. Eine andere Studie verweist sogar darauf, dass ein erhöhtes Demenzrisiko als Folge von Lärm möglich sein könnte.