Wassertropfen bündeln die mittäglichen Sonnenstrahlen – und zack, hat das Blatt einen Sonnenbrand. Deshalb sollte man mittags nicht gießen – oder? So einfach ist das mit dem Brennglas-Effekt nicht.
Lieber nicht mittags gießen, das schadet den Blättern. Ist da überhaupt etwas dran?
Behauptung: Blätter von Pflanzen können verbrennen, wenn man sie in der Mittagssonne gießt.
Bewertung: Nicht allgemein haltbar.
Ist mittags gießen gefährlich für Pflanzen?
Wenn Lichtstrahlen auf eine Linse etwa aus Glas treffen, werden sie gebündelt und laufen an einem Punkt hinter der Linse, dem sogenannten Brennpunkt, zusammen. Dort kann es sehr heiß werden – das ist auch der Grund, weshalb man mit Hilfe einer Lupe unter Sonnenlicht Papier und andere Dinge in Brand setzen kann.
Können Wassertropfen auf Blättern ebenfalls einen solchen Effekt haben, wenn man Pflanzen mittags bei starker Sonne gießt? Nicht wirklich. Die Wassertropfen hätten so gut wie nie die passende Gestalt, die nötig wäre, damit sie wie ein Brennglas wirken, erklärt der Physiker Gernot Münster auf einer Website der Universität Münster, auf der er sich mit populären Irrtümern in der Physik auseinandersetzt. Der Brennpunkt müsste sich zudem auf der Unterseite des Tropfens befinden, damit er auf dem Blatt liegt. Und das Sonnenlicht müsste im passenden Einfallswinkel auf den Tropfen treffen.
Zusammengefasst: Ein Tropfen müsste ideal einfallendes Licht auf die Oberfläche des Blattes bündeln – was selbst ein exakt halbkugelförmiger Tropfen nicht recht schafft. Wenn Wasser in der Sonne auf dem Blatt verdunstet, entsteht sogar ein kühlender Effekt. Enthält das Wasser indes Salze, die nach dem Verdunsten zurückbleiben, können diese die Zellen des Blattes schädigen.