Hawaii, zwei Uhr morgens. Milan Bertosa, ein junger Toningenieur, wartet in seinem Studio auf einen späten Kunden, jemanden mit einem langen Namen mit vielen Vokalen. Milan ist müde und will nach Hause, aber die Stimme am Telefon hat gesagt, es sei wichtig, und man brauche nur eine halbe Stunde. Es klopft, und vor Milans Studiotür steht ein sehr fetter Mann mit einer sehr kleinen Ukulele.
Der fette Mann beugt sich zum Mikrophon hin und sagt: »‘Kay, this one’s for Gabby.« Und singt: »Oooooo - somewhere over the rainbow…« aus »The Wizard of Oz«. Der Toningenieur hinter seinem Studiofenster spitzt schon nach den ersten Takten die Ohren: der riesige Mann mit der winzigen Ukulele und der wunderschönen Stimme singt diese alten Hollywood-Showtune, ganz zärtlich, traurig und melancholisch, und optimistisch, voller Hoffnungen und Möglichkeiten. Mittendrin wechselt der fette Mann zu »What a Wonderful World«, dem Song, den Louis Armstrong berühmt gemacht hat, pfuscht ein bißchen beim Text, ändert ein paar Akkorde, aber es macht nichts, es passt. Dann steht der Mann auf, sagt »Ich bin müde«, nimmt seine Ukulele und geht nach Hause. Eine Stimme, eine Ukulele, ein Take.
Der fette Mann hat diesen Song nur einmal aufgenommen, in jener Nacht im Studio von Milan Bertosa. Der Song wandert aus dem Studio in die Radiosender, in die Bars von Hawaii. Viele hörten darin einen anderen, verborgenen Song, der von der Traurigkeit und der Hoffnung der Hawaiianer erzählt nach der illegalen Annektierung ihres Landes durch die USA im Jahre 1898. Eines Tages spielt der Radiosender Santa Monica KCRW den Song, der Filmroduzent Martin Brest kauft die Rechte für »Meet Joe Black«. Andere Produzenten benutzen ihn, für »Finding Forrester«, »The Big Bounce«, für Emergency Room«, »Providence« oder »Charmed«.
So kam er dann nach Europa, zu uns. Karl brachte ihn mit und sagte »Wenn du davon keine Gänsehaut bekommst, bist du klinisch tot«. Weihnachten 2002 taucht der Song zum ersten Mal bei IT&W auf, hilft Dr. Green ins Jenseits, rutscht mit uns in das Jahr 2004, erobert die “Old Fart MP3 Competition”, den Tunes Music Store, geht verloren, wird wiedergefunden und taucht schließlich sogar in Steve Jobs’ Keynote auf.
Er ist ein Stück von uns. Aloha, fetter Mann, und danke.
ist der Ruf erst ruiniert, lebt es sich gänzlich ungeniert ... Karl Marx ist tot, Einstein ist tot, und mir ist auch schon ganz schlecht ... *** Du kannst dem Leben nicht mehr Tage geben,aber dem Tag mehr Leben... ***