Am Morgen zum Weihnachtsfest, sitzt der Sperling in seinem Nest. Er sieht in die Ferne und vereinzelt noch Sterne. Dann fliegt er zum Hühnerstall fort, sucht Futter, dort. Er findet das Korn, am Hühnerstall dort vorn. Das schmeckt gut, die Hühner kriegen Wut. Es ist nicht seins, aber es schmeckt ganz fein. Dann fliegt er wieder fort, an einen anderen Ort. Das war das Frühstück zum Weihnachtsfest, jetzt fliegt er wieder in sein Nest.
Nikolaus und der Spatz Tschiep
Es wurde langsam hell und der Sperling Tschiep saß auf dem Dach des Bauernhofes und schaute in die Landschaft. Heute war der 6. Dezember. Ein seltsamer Geselle stand vor dem Bauernhaus. Er hatte einen roten Mantel an und eine rote Zipfelmütze auf. Sein grauer, langer Bart flatterte im Wind. Gerade holte er aus seinem Wagen einen Sack und ging damit zur Eingangstür des Bauernhauses.
Vor der Eingangstür standen heute sehr viele Schuhe und Stiefel. Alle waren blitzblank geputzt. Das kam nicht oft vor, dachte sich der kleine Sperling. Sonst sind die Stiefel fast immer dreckig. Da war Mist aus dem Kuhstall oder Schlamm aus dem Garten dran. Nur heute war alles anders. Heute standen sie alle in einer Reihe, kerzengerade und sauber geputzt. Sonst lagen sie auch schon einmal mitten im Weg.
Der komische Geselle öffnete seinen mitgebrachten Sack und steckte in die Stiefel und Schuhe etwas hinein. Tschiep wurde neugierig und flog eine Etage tiefer. Er saß jetzt auf der Dachrinne des Bauernhauses. Von hier aus konnte er besser sehen und hören, was passierte. Der graubärtige Alte hatte auch noch einen Gehilfen mit. Zu ihm rief er Knecht Ruprecht und dieser sagte zu dem Gesellen im roten Mantel, Nikolaus. Beide füllten die Stiefel. Nikolaus füllte in die Stiefel Süßigkeiten, sowie Apfelsinen und Knecht Ruprecht steckte in einen Stiefel eine Rute. Dann setzten sie sich wieder auf ihre Kutsche und fuhren davon. Die Kutsche wurde von Tiere gezogen, die sahen zwar aus wie Pferde, aber sie hatten ein Geweih. Solche Tiere hatte Tschiep, unser kleiner Spatz, noch nie gesehen und auf dem Bauernhof gab es diese Tiere auch nicht.
Ruhe war vor der Eingangstür des Bauernhauses eingetreten und Tschiep schaute sich auf der Dachrinne um. Er suchte nach Knurr, den schwarzen Kater. Dieser war nicht zu sehen und Tschiep flog herunter zur Eingangstür. Der kleine Vogel war sehr neugierig auf die Stiefel und Schuhe. Alle waren schön gefüllt mit Süßigkeiten, Plätzchen, Nüsse und Apfelsinen. Da lag ein Plätzchen neben dem Schuh von Christa, der Tochter des Bauern. Tschiep dachte sich so, das Plätzchen hatte der Nikolaus bestimmt für mich dort hingelegt und fing gleich daran herum zu hacken. Dabei fiel ihm der Stiefel von Klaus in den Blick. Dort drin standen Zweige von der Weide. Sie waren unten zusammen gebunden. Es war eine Rute.
„Nicht schön“, dachte sich Tschiep. „Da wird sich der kleine Klaus aber ärgern, dass er nicht auch so schöne Süßigkeiten in seinen Stiefel hat.“
Als das Spätzchen sich das so überlegte, kam die Taube Gurr angeflogen und machte sich gleich über das Plätzchen her. Sie drängelte Tschiep beiseite und sagte mit grimmigem Blick:
„Das ist mein Plätzchen, das hat der Nikolaus für mich gebracht“.
Tschiep hüpfte wieder zu dem Plätzchen und hackte blitzschnell ein keines Stück ab. Dann fuhr er Gurr die Taube an:
„Den Keks hat der Nikolaus für uns Spatzen gebracht, euch Tauben füttert immer der Bauer. Der kommt bestimmt nachher und bringt für alle Haustiere Futter.“ So stritten sich der Spatz und die Taube noch eine Weile.
Da plötzlich ging die Tür auf und beide flogen sofort auf das Dach des Bauernhofes. Klaus, Christa und ihr kleiner Bruder Hänschen kamen heraus. Auch die Mutter, die Bäuerin Erna kam mit. Alle nahmen ihre Schuhe oder Stiefel. Klaus war natürlich sehr enttäuscht, als er die Rute sah und wollte sofort seinen Stiefel mit Hänschen tauschen. Doch die Mutter hatte etwas dagegen.
Sie sagte zu Klaus: „Du hast vom Nikolaus eine Rute bekommen, also warst du nicht artig.“ „Das stimmt!“, tschiepte der kleine Spatz: „Er wirft immer Steine nach uns“. „Ja“, gurrte die Taube, „er jagt immer den Hund auf uns, wenn wir am Futtertrog fressen!“. Seine Mutter sprach dann weiter: „Das kommt daher, wenn man keine Schularbeiten macht und in der Schule eine Scheibe einschmeißt“.
Klaus drehte sich um und ging weinend ins Haus. Der Bauer, der auch dazu gekommen war, rief hinter Klaus her: „Hoffentlich ist dir das eine Lehre!“.
Auch der Bauer und die Bäuerin hatten etwas in ihren Schuhen. Der Bauer, einen kleinen Wackelmann, also eine kleine Flasche Schnaps und Klaus Mutter, eine Schachtel Pralinen. Sie nahmen alle ihre Geschenke und gingen ins Bauernhaus.
Es dauerte nicht lange und der Bauer und seine Frau kamen aus dem Haus. Dann sagte er: „Na denn, wollen wir mal unsere Tiere auch ein Nikolausgeschenk machen und füttern sie.“
Als das die Taube hörte, flog sie sofort zum Taubenschlag und zusammen mit den anderen Tauben zur Futterstelle. Dort füllte die Bäuerin gerade den Trog mit saftigen Körnern. Doch Tschiep flog wieder zur Haustür, denn da lag immer noch das Plätzchen. Er konnte jetzt in Ruhe daran knabbern. Als er satt war, flatterte er zur Dachrinne. Dort stand noch etwas Wasser vom Regen, der über Nacht gefallen war, drin. Er trank zwei Tropfen und flog zurück auf das Dach.
Mittlerweile ist es ganz hell geworden. Klaus und Christa gingen zur Schule. Klaus schimpfte immer noch. Christa seine Schwester sagte dann: „Heute Nachmittag teilen wir mein Nikolausgeschenk, dann hast du auch eine Freude“. Klaus schaute sie ungläubig an, bückte sich und nahm ein Stein auf und schmiss ihn nach Tschiep. Dieser ging aber meilenweit vorbei. Tschiep blieb sitzen und tschiepte herunter: „Nicht betroffen, Schnaps gesoffen“ und dann zwitscherte er ganz laut.
Klaus und Christa waren nicht mehr zu sehen, als unser kleiner Sperling plötzlich Rufe hörte:
„Tara, tara, die Post ist da, für einen Brief brauch ich drei Wochen, bis zum Empfänger bin ich gekrochen. Ein Päckchen dauert etwas länger, denn dann ziehe ich einen Schneckenhänger.“
Tschiep flog sofort hinter das Bauernhaus, dort kam die Schnecke Krichi. Sie war die Postbotin der Tiere. Krichi gab Tschiep eine Ansichtskarte. Diese war von seinem Freund, dem Sperling Tschiep, Tschiep. Er hat seinen ehemaligen Spielkameraden zum Weihnachtsmarkt in die große Stadt eingeladen. Aber davon erzählt unsere nächste Geschichte vom kleinen Spatz Tschiep. (C)F.Buchmann