Bild entfernt (keine Rechte) Foto: "The remains of the night" von athriftymrs.com unter CC-BY-2.0
Zu Silvester begrüßen Millionen Menschen in Deutschland das neue Jahr mit einem Feuerwerk. Dass diese Tradition nicht gerade nachhaltig ist, wissen wir alle. Aber es gibt noch viel mehr Gründe, die gegen Raketen und Böller zum Jahreswechsel sprechen.
Feuerwerk zu Silvester hat Tradition, doch die folgenden sieben Gründe sprechen gegen das Böllern:
1. Immense Geldverschwendung
Zum Jahreswechsel 2019/20 haben wir in Deutschland laut Statista etwa 122 Millionen Euro für Silvester-Feuerwerksartikel ausgegeben. Während der Pandemie war es wesentlich weniger, doch zeigt die Entwicklung vor Corona, dass vor allem seit 2008 jährlich über Hundertmillionen in die Luft geschossen wurden ,– wortwörtlich. Geld, das man sinnvoller verwenden könnte.
2. Tiere leiden unter dem Feuerwerk
Wer Haustiere hat, kennt das Problem: Der Lärm des Silvesterfeuerwerks erschreckt Hunde und Katzen und versetzt sie in Panik. Auch Wildtiere haben in der Neujahrsnacht Todesangst. Sie nehmen den Lärm, die hellen Blitze und die Gerüche der Raketen und Böller als lebensbedrohlich wahr.
Laut der Tierschutzorganisation Peta wird das Feuerwerk vor allem für Vögel tatsächlich zu einer Gefahr: „Rauchschwaden und die hellen Leuchtraketen können zu Desorientierung bei den Vögeln führen, ihnen die Sicht nehmen und sie blenden, sodass sie Hindernissen nicht mehr rechtzeitig ausweichen können. Es dauert häufig Tage oder sogar Wochen, bis sich die Tiere von diesem Schock erholt haben.“ Schlimmstenfalls erleiden Vögel laut Peta „ein Explosions- oder Knalltrauma. Das Trommelfell und das Innenohr können verletzt werden, was zur Flugunfähigkeit und letztlich zum Tod führt.“
Inzwischen gibt es geräuscharmes Feuerwerk auf dem Markt, das Tiere weniger stressen soll. Wir haben uns genauer angesehen, was als „nachhaltig“ beworbenes Feuerwerk ausmacht. Lies dazu: Nachhaltiges Feuerwerk: Welche Alternativen es gibt und warum Böllern an Silvester Unsinn bleibt
Was viele nicht wissen: Die Feuerwerkskörper werden meist unter ausbeuterischen und oft extrem gefährlichen Arbeitsbedingungen in Entwicklungsländern hergestellt. Die Hauptproduzenten der Feuerwerkskörper sind Indien und China. Mit ihrer Produktion decken sie 97 Prozent des Weltmarktes ab.
Die Zustände in den Fabriken vor Ort sind oft katastrophal: Die Arbeiter haben Brandnarben im Gesicht, verätzte Hände, ihre Fingernägel fallen ab. Viele leiden unter Krankheiten wie Asthma, hervorgerufen durch den direkten Kontakt mit chemischen Substanzen wie Schwefel, Schwarz- und Aluminium-Pulver. Besonders schlimm: In der Feuerwerksindustrie arbeiten nicht nur Erwachsene für Niedriglöhne – sondern auch Kinder.
4. Jedes Jahr sterben Menschen bei der Produktion
Eine traurige Tradition: Jedes Jahr kommt es zu Explosionen in den Produktionsstätten, bei denen Menschen getötet werden. Ende 2016 starben über 30 Menschen bei einer Explosion auf einem Markt für Pyrotechnik in Mexiko. Im November 2017 wurden fast 50 Menschen getötet: In einer Feuerwerksfabrik nahe Jakarta gab es eine heftige Explosion, bei der das Dach des Gebäudes abgesprengt wurde. 2018 starben 24 Menschen, aufgrund von Explosionen in einer mexikanischen Feuerwerksfabrik. Und auch 2019 gab es wieder ein verheerendes Unglück.
5. Brände und Verletzungen auch in Deutschland
Die Feuerwerkskörper sind nicht nur für die Menschen gefährlich, die sie produzieren. In Deutschland sorgen die Raketen und Böller jedes Jahr für volle Notaufnahmen. Besonders häufig sind Brandverletzungen an den Händen. Sie entstehen zum Beispiel, wenn jemand eine Rakete aus der Hand abfeuert oder einen Böller nicht rechtzeitig abwirft.
Auch Verletzungen an den Ohren, den Augen oder im Gesicht kommen häufig vor. 2018 sind sogar zwei Männer gestorben, nachdem Böller direkt vor ihnen explodiert waren. An Silvester geraten außerdem regelmäßig Wohnungen, Balkone, Autos, und Garten- oder Müllhäuschen in Brand. Die Krankenhäuser, Rettungsdienste, die Feuerwehr und Polizei haben in der Neujahrsnacht viel zu tun. Für 2022 rechnen Politiker:innen und medizinische Fachkräfte wieder mit einem hohen Verletzungsaufkommen und einer zusätzlichen Belastung der Krankenhäuser, die bereits unter Personalmangel leiden.
6. Die höchste Feinstaub-Belastung im Jahr
Wir starten das neue Jahr regelmäßig mit extremer Luftverschmutzung – Grund dafür ist das Feuerwerk an Silvester. „In der Silvesternacht steigt die Belastung mit gesundheitsschädlichem Feinstaub explosionsartig an“, schreibt das Umweltbundesamt (UBA).
Messungen zeigen: Am Neujahrstag ist die Feinstaubkonzentration in der Luft vielerorts höher als das ganze restliche Jahr über. Jedes Jahr werden laut dem UBA zum Jahreswechsel rund 4.500 Tonnen Feinstaub freigesetzt. Das entspreche in etwa 15,5 Prozent der Menge, die der gesamte Straßenverkehr im Jahr produziert. Die schlechte Luft ist vor allem für Menschen mit chronischen Atemwegserkrankungen eine enorme Belastung: stärkerer Husten, Atemnot und ein Gefühl von Enge in der Brust sind häufige Probleme in der Silvesternacht.
7. Müllberge in den Straßen
Ist das große Silvester-Feuerwerk vorbei, bleibt vor allem eins übrig: jede Menge Müll. Auf den Straßen liegen Kartonteile, Plastik und leere Flaschen, in denen die größeren Raketen gestartet wurden.
Die Abfallbetriebe kümmern sich darum, dass der Müll schnell verschwindet. Allein in München hat die Straßenreinigung 2019 70 Tonnen Silvestermüll eingesammelt. Das sind 70 000 Kilo Müll in einer Nacht in einer Stadt – und der Großteil stammt von Böllern und Raketen.
Es geht auch ohne Raketen, Böller und Feuerwerk
Wir wollen niemandem den Spaß an Silvester verderben. Aber wir wollen alle Leser dazu ermutigen, darüber nachzudenken, wie vertretbar das Silvester-Feuerwerk unter den gegebenen Umständen noch sind. Sieht man sich das Gesamtbild an, spricht wenig für Raketen und Böller.