Nikotin und Alkohol haben laut Expert:innen weiter einen hohen Stellenwert in Deutschland. Der neue Suchtbericht zeigt Entwicklungen beim Konsum legaler und illegaler Drogen – und dokumentiert einen Sportwetten-Boom.
Der Konsum von Tabak und Alkohol geht in Deutschland weiter zurück, liegt nach Einschätzung der Deutschen Hauptstelle für Suchtfragen (DHS) aber weiter auf hohem Niveau. Das geht aus dem am Mittwoch veröffentlichten „Jahrbuch Sucht 2023“ hervor. Die Ausgaben für Tabakwaren reduzierten sich demnach 2022 auf 27,1 Milliarden Euro – ein Minus von 7,7 Prozent im Vergleich zum Vorjahr.
Konsum von Alkohol in „gesundheitlich riskanter Weise“
Auch beim Alkohol gibt es nach Einschätzung der DHS-Geschäftsführerin „noch viel zu tun“. 7,9 Millionen Deutsche konsumieren laut Suchtbericht Alkohol „in gesundheitlich riskanter Weise“. Das entspricht einer täglichen Menge von zwölf Gramm reinem Alkohol bei Frauen und 24 Gramm bei Männern, also einem bis zwei kleinen Gläsern Bier.
„Obwohl der Alkoholkonsum im Vergleich zu den Vorjahren weiter gesunken ist, wird in Deutschland immer noch deutlich mehr Alkohol getrunken als im weltweiten Durchschnitt„, sagte der DHS-Vorstandsvorsitzende Norbert Scherbaum. Alkohol als vermeintliches Kulturgut sei gesellschaftlich breit akzeptiert.
Alkoholverzicht: Ein Plus von 16 Lebensjahren
„Selbst geringe Mengen Alkohol können krank machen“, schilderte der Alkoholforscher und Jahrbuch-Autor Ulrich John vom Uniklinikum Greifswald. Alkoholverzicht könne Frauen ein Plus an Lebenszeit von mindestens 16 Jahren einbringen, bei Männern seien es mindestens 10 Jahre.
Neben Präventionskampagnen zum individuellen Konsum etwa an Schulen fordern die DHS-Expert:innen mehr strukturelle politische Maßnahmen. „Hier geht es vor allem um drei Punkte: das Anheben der Alkoholpreise, eine Einschränkung der aktuellen 24/7-Verfügbarkeit und die Regulierung von Alkoholwerbung„, sagte Rummel. Strukturelle Prävention sei nachweislich wirksam und verringere auch die Kosten des Konsums für die Gesamtgesellschaft. „Alkohol schadet mit jedem Schluck“, betonte Rummel. „Es ist ein Zellgift.“