Patienten droht ab heute in der Apotheke eine teure Überraschung: Ab dem 1. September müssen sie für knapp 3000 Arzneimittel, die bisher zuzahlungsfrei waren, fünf bis zehn Euro aus eigener Tasche bezahlen. Die Bundesvereinigung der Deutschen Apothekerverbände (ABDA) teilte mit, dass inzwischen nur noch etwa halb so viele Arzneimittel zuzahlungsfrei seien wie noch vor einem Jahr, nämlich rund 5500.
Noch vor einem Monat gaben die Apotheker etwa 8400 Mittel auf Rezept über den Ladentisch, ohne dass Patienten den Eigenanteil von zehn Prozent des Preises, mindestens aber fünf und höchstens zehn Euro zahlen mussten. Somit sind nun von 30.317 betroffenen Arzneimitteln nur noch 18,2 Prozent ohne Zuzahlung zu bekommen - im Vergleich zu rund 36 Prozent vor einem Jahr.
Krankenkassen hoffen auf Preissenkungen
Hintergrund des Hin und Her ist eine Sonderregel bei den Zuzahlungen: Besonders preiswerte Mittel werden davon befreit. Zum 1. September senkten die Krankenkassen aber die Preisgrenzen, ab denen diese Ausnahme gilt. Folglich fällt die Befreiung weg, wenn die Hersteller die Preise nicht ebenfalls senken. Das sei wohl nicht in größerem Umfang geschehen, sagte ABDA-Sprecher Christian Splett. Theoretisch könnten sich die Zahl der zuzahlungsfreien Mittel bald wieder ändern, denn die Hersteller können alle 14 Tage die Preise anpassen.
Die komplizierten Regeln bei den Zuzahlungen sorgen immer wieder für Ärger bei Patienten. Die Apotheker beklagen, dass sie den Unmut abfedern müssen. Deshalb wiesen sie nun öffentlich darauf hin, dass sie darauf keinen Einfluss haben und die Zuzahlungen auch nur für Krankenkassen einsammeln. 2009 seien es 1,7 Milliarden Euro gewesen. Die Krankenkassen nutzen seit Jahren Preisgrenzen, sogenannte Festbeträge, um die Arzneimittelkosten unter Kontrolle zu halten.
30 Prozent billiger als der Festbetrag
Die Zuzahlungsbefreiung greift, wenn ein Medikament noch einmal um 30 Prozent billiger ist als der Festbetrag. Die Kassen wollen damit Anreize für Preissenkungen setzen. Zum 1. September sanken die Festbeträge für 20 Arzneimittelgruppen und die Zuzahlungsgrenzen für 18 Gruppen. Davon erhoffen sich die Kassen 460 Millionen Euro Ersparnis.