Der Patient fühlt sich, bis auf leichte Kopfschmerzen, wohl. Aber die Blutdruckmessung, eine Pflicht auch für Neurologen, zeigt abnorm hohe Blutdruckwerte: Über 200 der obere, über 100 der untere Wert. Ein bisschen kann man vermutlich abziehen: Der sogenannte „Weißkittelhochdruck“ ist der Tatsache geschuldet, dass ein Patient beim Arzt aufgeregt ist – und damit auch sein Blutdruck steigt. Trotzdem: Der Patient leidet unter einem ausgeprägten Hypertonus (zu deutsch: Bluthochdruck). Und das möglicherweise schon seit Jahren oder Jahrzehnten.
Das Problem: Der hohe Blutdruck tut leider nicht weh – bis auf gelegentliche Kopfschmerzen. Im Gegenteil: Mit hohem Druck fühlt man sich pudelwohl. Ist er dagegen ungewöhnlich niedrig, fühlt man sich schwindelig, schwach und krank. Kurzfristig fühlt man sich wohl, langfristig aber verändert ein hoher Blutdruck Herz und Blutgefäße. Er verursacht Herzinfarkt und Schlaganfall, kann Nieren und Augen schädigen.
Und das Schlimmste: Deutschland ist Blutdruckweltmeister! So eine Studie in der amerikanischen Zeitschrift JAMA. Im Vergleich mit fünf anderen europäischen Ländern, mit Kanada und den USA schneiden wir am schlechtesten ab – und zwar in allen Altersgruppen und bei beiden Geschlechtern. Am unteren Rand (und damit am besten) schnitten die USA ab, ausgerechnet. Das Interessante dabei: Die US-Amerikaner in der Untersuchung waren nicht etwa schlanker als die Deutschen. Sie nahmen aber stattdessen doppelt so oft blutdrucksenkende Tabletten ein. Und das ist entscheidend.
Natürlich wäre es am allerbesten, den Blutdruck durch viel Sport und eine konsequente Gewichtsreduzierung zu senken. Aber bei allzu vielen ist der eigene Wille einfach nicht stark genug. Und statt nun den Kopf in den Sand zu stecken, ist es in diesen Fällen sinnvoll, den Blutdruck mit Tabletten zu senken. Wie in den USA. Dazu müsste man den Bluthochdruck aber erst einmal bemerken. Die Messung beim Arzt, zweimal pro Jahr oder noch seltener, reicht nicht aus.
Viel besser ist es, den Blutdruck regelmäßig selbst zu messen. Zu Hause. Die Geräte sind einfach zu bedienen. Und sie sind nicht teuer. Eine Anschaffung fürs Leben – auch wenn die Kasse nicht zahlt. Denn wer seinen Blutdruck kennt und möglicherweise behandeln lässt, hat die beste Lebensversicherung, die durch Vorbeugung erreicht werden kann. Die Konsequenz: In jede Hausapotheke gehört auch ein Blutdruckmessgerät.
Hallo Gudrun, das ist ein sehr interessanter Beitrag. Er bestätigt eigentlich auch die Aussage meines Arztes, dass bei älteren Menschen beispielsweise Werte wie 150/85 völlig normal sind.