Angeregt durch die beiden Beiträge ("Wieviel Bio steckt im Ei" 26.2./Allerlei-Verschiedenes sowie "Hühnerfleisch ist gesund" 2.3./Andere Videos) möchte ich den FZSt-Lesern meine Eindrücke aus einer kürzlichen Betriebsbesichtigung einer solchen "BIO-Lebenssmittelproduktion" nennen.
Dieser BIO-Betrieb produziert sowohl Zuchteier, Verbrauchereier als auch Masthähnchen. Dazu ist folgendes zu sagen: 1. Bei der Zuchteierproduktion werden jeweils ein Hahn mit mehreren Hennen zusammengesperrt. Die daraus gewonnenen Eier sind aber selbst infolge der entstandenen "Hybridrasse" nicht mehr fortpflanzungsfähig. 2. Nach der maschinellen Bebrütung werden die Kücken elektronisch (früher machten dies ausschliesslich besonders fähige Japaner) nach Geschlechtern aussortiert. 3. bei den Legerhennenrassen werden dabei die männlichen Kücken mangels guter Mastfähigkeit sofort "entsorgt". 4. bei den Masthähnchensorten sind wiederum die Weibchen für eine wirtschaftliche Eierproduktion ungeeignet, werden daher ebenfalls "entsorgt". 5. Die Legehennen werden bei Bodenhaltung ausschließlich bei künstlichem Licht gehalten. Da normalerweise eine Henne jeden Tag ein Ei legt wird im Laufe der Eierproduktion der nachgestellte 24 Std-Tag/Nachtrythmus langsam verkürzt, um mehr Eier zu erhalten. Wenn dann der Streß zu groß wird und die Produktion nachlässt, werden die Hühner ebenfalls "entsorgt". Die früher übliche Akzeptanz der einmal im Jahr bedingten Legepause über einige Wochen wird ignoriert und so kommt es gar nicht zu einem "zweiten Legejahr". 6. Die Masthähnchen müssen innerhalb einer bestimmten Zeit das gewünschte Lebendgewicht erreichen und werden dann geschlachtet.
Diese "Bio"-Produktionsmethoden werden von den Tierärzten und den Behörden akzeptiert, auch wenn die Tierschutzorganisationen darüber immer wieder protestieren. Leider gibt es auch unter den Produzenten einige "schwarze Schafe", welche viele Vorschriften nicht einhalten, aber wegen des besseren Verkaufspreises ihre Waren trotzdem als BIO auszeichnen/etikettieren.
Die oben mehrmals zitierten "Entsorgung" (dies sind hunderte Millionen Tiere!!) geschieht meisten in Form von speziellen Schreddermaschinen, wo die Tiere lebend hineingeworfen werden. Der Abfall wird vielfach in vom Staat geförderten Biogasanlagen zu elektrischen Strom "umgeformt", welcher wiederum mit "Zwangs"Förderung von allen Stromabnehmern gewinnbringend verkauft wird. Die "ausgemergelten" Legehennen wurden früher vielfach als Suppenhühner verkauft. Leider ist dieser Bedarf stark zurückgegangen, sodass auch diese gesschreddert und vergast werden.
Seit Jahren wird schon experimentiert, die Eier schon noch vor dem Brutschrank geschlechtermässig zu sortieren, um dann die jeweils nicht benötigten "männlichen" Eier dem normaler Handel zuzuführen. Ebenfalls versucht man schon Hybriden zu züchten, wo die dabei entstehenden weiblichen Kücken sich gut für die Eierproduktion und die männlichen Kücken (so wie vor 50 Jharen!) als Masthähnchen eignen. Leider geschieht dies bisher mit wenig Interesse und es gab auch noch keinem Erfolg.
Ich wünsche trotzdem allen Lesern guten Appetit zum Frühstücksei und dem Genuß an Hühnerfleisch.
P.S.: mit den veterinärmedizin. Studenten hatte ich auch das "Vergnügen", industrielle Milch-, Schweine- und Rindfleischproduktionen zu besichtigen. Auch dazu gebe es einen Bericht zu schreiben, was ich mir aber ersparen möchte.
Glücklich sind alle jenen Konsumenten, welche die Möglichkeit - und auch das Geld haben - auf Bauernmärkten noch möglichst naturnahe und etwas teurere Produkte zu kaufen.