Dann ist lange nichts Aufregendes passiert. Über Tag, wenn meine Eltern arbeiten waren, habe ich mir die Stunden vertrieben mit putzen und vor mich hin dösen. Lustig fand ich auch die Vögelchen, die auf einem grossen Baum, der vor unserem Schlafzimmerfenster stand, saßen. Sie zwitscherten den ganzen Tag, ich habe sie vom Fensterbrett beobachtet. Eigenartig fand ich nur, dass meine Zähne oft so klapperten, wenn ich die kleinen Piepmätze sah, Ehrenwort, ich hätte ihnen wirklich nichts getan, höchstens ein wenig gezwackt. Kurz nach meinem 2. Geburtstag hieß es schon wieder "wir ziehen um". Meine Eltern hatten mit einer Arbeitskollegin die Wohnung getauscht. Nachdem alle Vorbereitungen abgeschlossen waren, es war zum Glück nicht so nervig, wie beim 1. Umzug, da wir innerhalb der Stadt umzogen, ging es im Herbst los. Wieder Hektik, Aufregung und ein heilloses Durcheinander. Dann trug Mami mich in die neue Wohnung, naja, unsere Möbel standen ja schon drin und da stand auch mein Sessel. Na, was kann mir da noch passieren, dachte ich. Ich wusste ja nicht, dass ich bald auf einer "Baustelle" wohnen sollte. Bis die Wohnung so war, wie sie sein sollte, verging eine ewige Zeit. Erst wurde das Wohnzimmer renoviert, dann wurde eine Abstellkammer als Küche hergerichtet, die Kücke umfunktioniert als Zimmer für Gaby, sie sollte nämlich für immer zu uns kommen. Da mein Pa alles allein gemacht hat, ausser Wasserleitung-u. Rohre verlegen, hat es gedauert und gedauert. Dann dieser Krach und Dreck, in der Abstellkammer musste die Mauer durchbrochen werden für ein Fenster. Und ich sag Euch, das waren Mauern. Das Haus war zu Adolfs Zeiten eine Kaserne. Mit den Steinen, die fürs Fenster rausmussten, hätte man ein kleines Einfamilienhaus bauen können. Kurz und gut, meine Eltern hatten aus eine 1 1/2 Zimmerwohnung eine 1 2/2 gemacht. Abgesehen von dem Dreck und dem Krach habe ich alles gut überstanden. Ausserdem freu ich mich schon riesig, wenn dann Gaby für immer zu uns kommt.
Da wir jetzt ein schönes grosses Wohnzimmer hatten, konnte Papi sich seinen Traum erfüllen und ein Aquarium anschaffen. Natürlich hat Papi auch an mich gedacht, er hat für das Aquarium eine extra stabile Abdeckplatte konstruiert, die mir erlaubte, auf das Aquarium zu springen, ohne bei den Fischen im Wasser zu landen. Das war ein toller Platz für mich. Von hier oben konnte ich das ganze Wohnzimmer überblicken und es war wunderbar warm auf dem Ding. Stunden habe ich jetzt auf meinem neuen Lieblingsplatz verbracht. Ab und zu habe ich mich auf die Couchlehne gesetzt und die Fische beobachtet. So recht interessiert haben die mich nicht, anfangen konnte ich mit denen eh nichts. Dann hat Papi eines Tages neue Fische reingesetzt, das hätte er lieber nicht getan, jedenfalls nicht solche Fische. Nun fing ich an, mit den Pfötchen gegen die Aquariumscheibe zu schlagen, wenn sich die neuen Fische durchs Wasser schlängelten. Ja, sie sahen wirklich wie kleine Aale aus. Es gab richtig Zoft mit Pa, aber ich habe gewonnen. Papi entschloss sich - nach einem zweiwöchigen Kampf mit mir - er hat es nicht geschafft, meine "Liebe" zu diesen schlängelnden Dingern zu beeinflussen - sie wieder in den Zooladen zu bringen. Jetzt hatte das Aquarium für mich an Interesse verloren, die anderen Fische fand ich einfach zu langweilig. Es kehrte wieder Ruhe ein, für Pa, weil er sich nicht mehr aufregen brauchte, für mich, weil er nicht mehr mit mir schimpfte. Ich war mir sicher, dass es bei der Ruhe nicht bleiben würde und so wartete ich geduldig bis zur nächsten "Aufregung"
Nächstens: Mein erster Kratzbaum - Das Unglück mit der neuen Couch
Mein erster Kratzbaum - Das Unglück mit der neuen Couch
Jetzt endlich habe ich auch einen Kratzbaum, nein, nicht gekauft, gab es ja noch immer nicht bei uns. Papi ist nach einem starken Sturm in den Stadtwald gegangen und hat dort - nachdem er ewige Stunden gesucht hatte - ein passendes Bäumchen für mich gefunden. Er war umgebrochen und wunderbar für mich zum Kratzen geeignet. Spät abends - Mami hatte schon tausend Ängste ausgestanden, weil Papi so lang unterwegs war - kam er dann mit dem Bäumchen angeschleppt. Nach einer Spezialbehandlung wurde dann alter Teppichboden um die untere Hälfte des Bäumchens gewickelt, dann wurde er mit Schellen an der Wand befestigt, direkt neben meinem Lieblingsplatz, sprich Aquarium. Es sah sehr schön aus, reichte fast bis zur Decke, hatte zwei Gabelungen, die ins Wohnzimmer ragten, da hatte Ma Grünpflanzen rangehängt.
Wieder hat Pa mir gezeigt, dass ich daran kratzen darf und diesmal wollte ich ja auch. Ja, das gefiel mir, da konnte man die Krallen wunderbar wetzen.
Jetzt waren meine Eltern überzeugt, dass nun jede Couch und überhaupt Polstermöbel für mich tabu waren.
Es wurde eine neue Couchgarnitur angeschafft. Sah toll aus, rotes Velour mit kunstlederbezogenen Lehnen. Das wars dann, Kunstleder und meine Krallen. Wie meine Eltern schon richtig dachten, kratzte ich wirklich nur an meinem Bäumchen, aber ....... sowie ich vom Sessel auf die Couch sprang und unglücklicherweise mit meinen Pfötchen auf der Lehne landete, Krallen ausgefahren, damit ich nicht abrutsche, peng, da war ein Ratsch in diesem blöden Kunstleder. Ich war wirklich vollkommen unschuldig. Nach einem halben Jahr sahen Couch- und Sessellehnen genauso aus, wie unsere erste Couch. Zum Glück hatten meine Eltern grosses Verständnis und sahen ein, dass sie beim Kauf daran hätten denken müssen- Kunstlederlehnen und Katzenkrallen - das kann nicht gut gehn. So mussten meine Eltern vorerst wieder mit einer sehr ramponierten Couchgarnitur leben. Mir war es sowieso egal, wie die Lehnen von der Couch aussahen, ich war unschuldig.
Nächste Folge: Meine Gaby kommt für immer zu uns - In unserem Keller jungt eine Katze -
Meine Gaby kommt für immer zu uns - In unserem Keller jungt eine Katze -
Wir hatten uns gut in der neuen Wohnung eingelebt, ich kannte alle Ecken und Winkel und fühlte mich wohl. Und heute kommt meine Gaby, ihr Zimmer war fertig und wir haben uns alle riesig auf sie gefreut, dass sie jetzt für immer bei uns blieb. Jetzt begann eine schöne Zeit. Ich hatte noch zusätzlich jemanden zum Spielen, ausserdem geht Gaby ja noch zur Schule und kam immer schon nachmittags nach Hause, so, dass ich nicht mehr den ganzen Tag allein war. Wenn sie aus der Schule kam, bin ich mit in ihr Zimmer gegangen, Gaby hat Schulaufgaben gemacht und ich hab gemütlich vor dem warmen Ofen gelegen, zumindest im Winterhalbjahr. Im Sommer hab ich mich dann auf dem Fensterbrett in der Sonne geaalt, bei offenem Fenster. Anfangs hatte Gaby angst um mich, dass ich aus dem Fenster springen würde oder so, wir wohnten im 3. Stock. Doch nach und nach hab ich sie überzeugt, dass Katzen genau einschätzen können, von welcher Höhe sie springen können und ab wann es gefährlich für sie ist.
In unserem Viertel gab es sehr viel herrenlose Katzen, die im Winter oft Zuflucht in unserem Keller suchten. Ma und Gaby sorgten immer dafür, dass keines der Samtpfötchen hungern oder dursten mussten. Regelmässig gingen sie in den Keller und versorgten alle, die dort vor der Kälte Schutz suchten. Komischerweise belagerten sie nur unseren Keller, in anderen Kellern liessen sie sich nie sehn. Eine Katze fühlte sich so wohl, dass sie beschloss, dort im April ihre Babys in unserem Keller zu bekommen. Doch immer im Frühjahr, wenn es viel regnete, stand unser Keller unter Wasser. Pa hatte für die Kohlen einen erhöhten Lattenrost gebaut, damit die Kohlen nicht im Wasser schwammen. Und genau auf diesem Rost, in einer freien Ecke, bekam die Katze ihre Babys. Nun sind Ma und Gaby jeden Tag mehrmals in den Keller durch 60 cm hohes eiskaltes Wasser gewatet, um die Katzenmutti zu versorgen und nachzusehen, ob alles in Ordnung ist. Sechs Babys hatte das Kätzchen, da Ma auf dem Rost ein Eckchen mit Decken und Kissen eingerichtet hatte, war es für die Kleinen auch urgemütlich.
Nächstens: Die Katzenmutti führt ihre Kleinen aus - ein Katerchen blieb uns treu
Liebe Netty hast Du schnon mal daran gedacht deine Geschichte als Buch, oder Kindebuch zu verfassen, als Kinderbuch z.B. mit Illustrationen........? Würde bestimmt ganz toll. Nimm doch mal mit einem Verlag Kontakt auf.
Die schönste Freude ist, anderen eine Freude zu machen.
Die Katzenmutti führt ihre Kleinen aus - ein Katerchen blieb uns treu
Die Sonne stieg höher, es wurde endlich richtig warm. Ich sass am offenen Fenster, Mami stand neben mir. Da zeigte mir Mami ihre Schützlinge, ganz stolz führte die Katzenmami ihre Kinder aus. Sie sind aus dem offenen Kellerfenster raus. Sehr oft sah ich die kleine Katezenfamilie in der Sonne ihren Spaziergang machen, doch eines Tages waren sie aus unserer Gegend verschwunden. Nur ein kleiner graugetigerter Kater blieb uns treu. Er wurde natürlich von meiner Ma versorgt. Und wie das so typisch ist für meine Ma, hat sie ihn auch noch in meine Wohnung geschleppt. Zum Glück hatte der keine Flöhe. Meine Eltern nannten ihn "Mauz", er hatte im Sturm das Herz meiner Eltern und auch das von Gaby erobert. Aber ich war mir sicher, dass er mir bei meinen drei liebsten Menschen nicht den Rang ablaufen konnte. Darum hielt ich es nicht für nötig, Streit mit ihm anzufangen. Nur einmal musste ich mich ganz energisch gegen seine Aufdringlichkeit zur Wehr setzen. Hat er doch einfach im Schlafzimmer auf dem Teppichboden sein Pfützchen gemacht. Nee, das ging zu weit , in meiner Wohnung? Was blieb mir übrig, ich musste meine Marke draufsetzen. Obwohl es mir widerstrebte, denn ich war ein sehr sauberer Kater. Doch auch ein kastrierter Kater hat seinen Stolz und ich duldete kein "Klavier" neben sich. Ärger gab es deswegen nicht, meine Eltern hatten mich verstanden. Ansonsten lag ich auf meinem Aquarium und hatte alles und alle im Griff. Nachdem ich Mauz unmissverständlich gezeigt hatte, wessen Wohnung das hier war, gab es keine Probleme mehr. Futterneid ist uns ja fremd, meine Lieblingsplätze hat er mir nie streitig gemacht und für meine Menschen war ich sowieso das Liebste. Also, was solls. Er war ja auch nicht den ganzen Tag in der Wohnung, wenn Ma morgens zur Arbeit ging, nahm sie ihn mit runter, da stromerte er dann bis mittags, bis Gaby aus der Schule kam rum. Pünktlich stand er dann vor der Haustür, dann brachte Gaby ihn mit nach oben. Doch eines mittags stand er nicht mehr da, er hatte sich ein anderes Revier gesucht. Ganz nahe an unserer Wohnung, in einer anderen Strasse. Papi hat ihn ein halbes Jahr später - Pa kam gerade aus einem Lebensmittelgeschäft - getroffen. Mauz hat Pa sofort an seiner Stimme erkannt, als er von ihn angesprochen wurde. Er hat Köpfchen gegeben, hat sich streicheln lassen und hat Pa dann bis zur Grenze seines neuen Reviers begleitet. Als er von Pa noch eine Bockwurst bekam, hat er sich mit einem vielfachen "miau" verabschiedet und ist zurückgelaufen. Danach hat ihn niemand von meinen Menschen mehr gesehn.
Morgen: Bekanntschaft mit Katze Susi und mein traurigstes Wehnachten
Bekanntschaft mit Susi und mein traurigstes Weihnachtsfest
Mir ging es so richtig gut bei meinen Menschen, alles verlief prima. Nun soll man den Tag ja nicht vor dem Abend loben. Schon wieder schleppte Gaby ein kleines Kätzchen nach Hause. Meine Eltern waren aber auch zu gutmütig, natürlich gaben sie diesem kleinen abgemagerten Ding ein zuhause. Es war ein kleines Mädchen, meine Eltern nannten sie "Susi". Sie muss ungefähr im Sept./Okt. geboren worden sein, denn jetzt hatten wir Mitte Nov. und sie war noch sehr klein und wie gesagt, ziemlich mager. Bei uns sollte sie aufgepäppelt werden und dann wollte man weitersehen. Doch dann kam alles ganz anders. Susi war für ein junges Kätzchen sehr still, lag viel vor dem Ofen, nahm zwar ihre Mahlzeiten ein, spielte aber nicht so, wie man es von einem jungen, gesunden Kätzchen erwartete. Dann passierte es, Papi kam ins Wohnzimmer, Susi lag gerade wieder vor dem Ofen und döste vor sich hin. Sie muss sich wohl so erschrocken haben, als Papi so unverhofft reinkam, sie sprang auf und wollte wegrennen. Aber plötzlich ein klägliches "miau" und sie konnte nicht mehr laufen, kroch nur mühselig ein paar cm nach vorn. Ma und Pa haben sie sich sofort angesehen und entschieden, ab zum TA. Dort bekam sie eine Spritze, danach erholte sie sich einigermaßen. Nach ca. zwei Wochen, es war genau drei Tage vor Heiligabend, hat sich Susi nochmals so erschrocken. Gaby hat mit Pa rumgealbert, rannte zur Couch und wollte sich hinsetzen, sie war wohl etwas hektisch und von der Toberei total ausser Atem. Jedenfalls lag Susi auf der Couch, sie wollte schnell aufspringen, um sich vor Gaby zu "retten". Wieder bewegte sie sich zu ruckartig und das war´s, sie kam überhaupt nicht mehr vom Fleck. Sofort wurde sie eingepackt und wieder ging es zum TA. Als meine Eltern diesmal wiederkamen, kamen sie ohne Susi. Der TA hattenihnen geraten, die Kleine in den Katzenhimmel einziehen zu lassen, sie hatte eine kaputte Wirbelsäule und das war unheilbar. Immer würde sie Schmerzen haben, das wollten meine Eltern ihr ersparen. Gaby war, als Ma und Pa mit Susi beim TA waren, zu einer Freundin zur Geburtstagsfeier gegangen. Nach kurzer Zeit, Ma und Pa waren gerade eine 1/2 Std. wieder zuhause, kam Gaby wieder. Erzählte, dass ihre Freundinnen in die Disco gegangen wären, sie sich aber grosse Sorgen um Susi gemacht hätte. "Irgendwie" sagte Gaby "hatte ich ein komisches Gefühl, so, als hätte ich in einer Disco nichts zu suchen, wenn es Susi so schlecht geht". Als Gaby erfuhr, dass Susi jetzt im Katzenhimmel ist, hat sie bitterlich geweint. Auch meine Eltern haben viele Tränen vergossen und ich, mir war das Herz auch so schwer. Es wurde ein sehr trauriges Weihnachtsfest, das bisher traurigste in meinem ganzen Leben.
Zu meinen Eltern war ich jetzt ganz besonders lieb, wollte sie ablenken und ihnen zeigen, wie sehr ich sie mochte. Wir Katzen sind da ganz besonders sensibel, merken genau, wenn unsere Menschen Sorgen haben und reagieren genauso, wie sie es brauchen. Aber wie sagt man, die Zeit heilt alle Wunden. Meine Eltern und auch Gaby konnten bald über Susi sprechen, ohne gleich in Tränen auszubrechen. Und, sie haben oft über Susi gesprochen.
Ich ließ es mir weiterhin bei meinen Menscheneltern gut gehn. Döste, schlief und tobte durch die Wohnung. Wie schon erwähnt, hat Gaby mich nach der Schule immer mit in ihr Zimmer genommen. Es war übrigens das einzige Zimmer, wo die Tür immer verschlossen war. Ich konnte geschlossene Türen überhaupt nicht leiden. Das habe ich Ma und Pa auch unmissverständlich klar gemacht. Kaum war eine Tür zu, habe ich mich davor gesetzt und wollte genau durch diese Tür, habe solange an der Tür gekratzt und lauthals - wie Ma immer sagte - gekrischen - bis jemad kam, um die Tür aufzumachen. Wie ich es mir dachte, war meinen Eltern das doch irgendwann mal zu dumm und sie ließen ganz einfach alle Türen auf. Ich war also mal wieder in Gabys Zimmer, für mich ziemlich langweilig. Gaby hatte Schularbeiten gemacht, ich wusste absolut nichts mit mir anzufangen. Schon wieder schlafen? Nein, das hatte ich ja schon den ganzen Vormittag getan. Da fiel mir Gabys Liege ins Auge. Ich könnte doch mal erkunden, wie so eine Liege von unten aussieht. So kroch ich unter das Polstermöbel. Ja, was könnte man hier anstellen? Ich legte mich auf den Rücken und beäugte das Ding ganz genau. Ja, man könnte doch.......!!! Und schon krallte ich mich mit allen vier Pfoten da rein und hangelte mich wie ein Artist vom Kopfende zum Fußende und wieder zurück. Erst ganz langsam, dann merkte ich, dass dieses Spiel viel Spass machte und beschleunigte mein Tempo. Raste hin, drehte mich blitzschnell um und wieder zurück. Dass ich dabei zwischen die Sprungfedern die Polsterung total zerrissen hab, interessierte mich momentan weniger. Sieht ja sowieso keiner, dachte ich jedenfalls. Fakt war, als Ma den Schaden entdeckte, war an der Liege nichts mehr zu retten. So ließ man mich gewähren, ließ mir meine Freude an meinen akrobatischen Übungen. Gaby war zwar nicht begeistert, wenn sie laufend neue Polsterbüschelchen unter der Liege vorfand, konnte aber an den Tatsachen nichts ändern. Oft hörte ich zwar von ihr ein vorwurfvolles "Murkelchen, Murkelchen du machst meine Liege noch total kaputt", aber ich ließ mich nicht beeindrucken und spielte mein Spielchen weiter. Gaby hoffte nun auf eine neue Schlafgelegenheit, ich wünschte mir diese nicht so schnell, denn mit einer neuen Liege wäre meiner Toberei ein Ende gesetzt.
Morgen: Der Besuch eines Pudelmädchens und die Folgen
Lange gab es in meinem Katzenleben keine Höhen und Tiefen mehr. Ich fühlte mich bei meinen Eltern sehr wohl, das Leben plätscherte an mir vorbei und ich feierte kürzlich meinen 8. Geburtstag. Wir schreiben das Jahr 1987. Es ist ein wunderschöner Herbsttag und wir bekommen Besuch. Eine Arbeitskollegin meiner Eltern hatte mit ihrem Pudelmädchen einen Spaziergang gemacht und beschloss, bei uns reinzuschaun. Sie wusste, dass ihr Pudelchen sich gut mit Katzen vertrug. Dass ich auch sehr lieb war, wusste sie von Ma und Pa. Also kurz und gut, die Kollegin war da, das Pudelmädchen allerliebst - meinten meine Eltern - mir hat sie unangenehm gerochen. Aber naja, es war je nur vorübergehend. Ich lag auf meinem Aquarium, da kam sie wenigstens nicht rauf, so hielt sich die Geruchsbelästigung im Rahmen. Wenn ich damals geahnt hätte, was auf mich zukommen würde. Der Besuch war nach ca. 2 Std. wieder weg. Pa und Ma - ich glaube in erster Linie Ma - waren total entzückt von diesem Pudelhund. Jetzt überlegten meine Eltern doch ganz ernsthaft, ob wir uns einen Hund anschaffen sollten. Nein, nicht das auch noch. Erst immerzu fremde Katzen - wenn auch nur vorübergehend - jetzt einen Hund für immer. das war zuviel. Wie meine Eltern nun mal sind, was sie sich in den Kopf gesetzt haben, wird auch durchgeboxt und das auf schnellstem Wege. Also, Bücher und Zeitschriften besorgt und gesucht. Zum Glück dachten meine Eltern bei der Sucherei auch an mich. Sie überlegten ganz genau, welche Hunderasse sie mir zumuten konnten. Er sollte nicht zu gross und auch nicht zu tempramentvoll sein. Langsam kam ich nämlich in die Jahre wo ich ab und zu meine Ruhe haben wollte, meine Eltern wollten nicht, dass ich dann von einem Hund durch die Gegend gejagt werde. So wurde jede Art von Terrier sofort gestrichen. Ein Glück, dass sie wenigstens in dieser Hinsicht rücksichtsvoll waren, ein Hund ist schon der Hammer für eine Katze, die solang alleiniger Herrscher in der Wohnung war. Wobei ich heute einräumen muss, man kann sich mit Hunden schon vertragen, wenn erst einige Missverständnisse aus dem Weg feräumt wurden. Nachdem Ma und Pa alle Wenn und Aber durchdacht hatten, Gaby natürlich ein Wörtchen mitzureden hatte, kamen meine drei Menschen zu dem Ergebnis, es soll ein Lhasa Apso sein. Ein Lhasa ist - wie man mir erklärte - ein chinesischer Tempelhund, nicht zu gross und nicht zu winzig. Er sollte kein Kläffer sein und ansonsten auch ein ruhiger Geselle. So stand es jedenfalls in den klugen Büchern. Wir haben uns auch Bilder vom Lhasa angesehen und ich muss sagen, gefallen mir ganz gut. Vor allem, weil er nicht eine so lange Hundeschnauze hatte. Wenn man es richtig betrachtete, hatte er Ähnlichkeit mit eine langhaarigen Katze. Natürlich mit einigen Abstrichen, so ein schönes Gesicht wie eine Katze es hat, kann ein Hund natürlich nie haben. Trotzdem, vom Bild her war er mir wenigstens einigermaßen sympatisch.
Nächstens: Turbulente Wochen liegen vor mir - Meine Eltern machen Panik
Turbulente Wochen liegen vor mir - Meine Eltern machen Panik
Jetzt spielten meine Eltern total verrückt. Sie wälzten Hundezeitschriften, durchforschten jede Annonce. Dann endlich glaubten sie, das Richtige gefunden zu haben. Lhasa Babys wurden abgeboten, aber der Ort, wo es sie gab, lag für uns am "Ende der Welt". Wir wohnten nahe der Ostsee und die Hundchen gab es nahe dem Zittauer Gebirge. Auto hatten wir nicht, mit dem Zug eine halbe Weltreise. Mit dem Telefonieren war das bei uns solche Sache, denn wer hatte schon privat ein Telefon? Aber in der Annonce stand eine Telefon Nr., also hin zur nächsten Telefonzelle und angerufen. "Ja" hieß es, ein Lhasa-Junge wäre noch zu haben. Mami wäre beinahe ausgeflippt. Es war jetzt Ende Nov. und der Kleine gerade erst geboren. So mussten wir noch lange warten. Wie ich diese Zeit - es waren 3 1/2 Monate - ausgehalten habe, weiß ich heut nicht mehr. Es ging nur noch um diesen Hund. Nicht, dass das negative Auswirkungen für mich gehabt hätte, nein, aber es hat genervt. Ich war auch überhaupt nicht eifersüchtig, pha, auf einen Hund vielleicht noch? Aber kann man da als anständiger Kater noch zuhören, wenn die eigenen Eltern nur noch über diesen, noch gar nicht bei uns wohnenden Hund sprechen? Cliff hieß er, es ging nur noch, wie er wohl aussehen mag, wie gross er wohl ist, laber, laber. Hoffentlich legen sich meine Eltern da kein Kuckucksei ins Nest. Manchmal habe ich es ihnen ja gewünscht, dann habe ich mich für meine Gedanken geschämt, meine Eltern lieben mich doch und dieser Cliff wird daran nichts ändern.
Und dann kam der Tag, meine Eltern fuhren los, den Cliff holen. Naja, ich war ja nicht allein, Gaby war ja da. Menne war das ein Theater, was die mit dem Hund veranstaltet haben. Sie mussten ja im Hotel übernachten, da waren Tiere nicht erlaubt. Cliff also in die Reisetasche und reingeschmuggelt. Nächsten Tag dann in den Zug, es ging Richtung Heimat. In Berlin mussten meine Eltern mit dem Cliff umsteigen. Da sie viel Zeit hatten, machten sie einen kleinen Spaziergang mit Cliff, natürlich in der Hoffnung, dass er Pipi machen würde. Nee, er machte nicht. Da plötzlich kam ein Mann mit einem ganz, ganz großen Hund an, der hat den Cliff böse angebellt und da hat der kleine Kerl sich "in die Hosen gemacht". Dann ging es wieder zurück zum Ostbahnhof, meine Mami hatte Hunger, also ab in die Mitropa. Cliff war in der Reisetasche. Es muss eine üble Kaschemme gewesen sein, wie Ma mir erzählte, eben Mitropa. Gläser mit Bierresten standen auf den Tischen rum, ein Betrunkener ging von Tisch tu Tisch und trank die Reste aus. Pa hatte was Essbares besorgt und kam an unseren Tisch. Ma hatte Cliff aus der Reisetasche geholt und hatte ihn auf dem Schoß. Da kam die Kellnerin und sagte, dass das unhygienisch wäre, ein Hund in einem Speiselokal.Meiner Ma ist bald der Unterkiefer runtergefallen. Sie sagte "was, an dem kleinen Hund stören sie sich, aber der Besoffene kann hier von Tisch zu Tisch laufen, Bierreste austrinken und die Gäste anpöbeln?" Kurzer Hand steckte sie Cliff in die Tasche, sagte zu Pa "komm, wir gehen, hier holt sich unser Cliff nur noch eine Krankheit." Nachmittags kamen sie dann in Stralsund an, naja, ganz süss, aber abends gab es doch so einige Probleme. Ich lag immer, links neben dem Kopf von Ma, aber da wollte dieser Hund hin, räumte ich den Platz, legte mich auf die rechte Seite, musste er dahin, bis Ma ein Machtwort sprach, dann waren alle Klarheiten beseitigt.
Cliff ist besoffen
So ging die Zeit dahin. Ich hab gemerkt, dass man mit diesem Hund ganz gut zusammenleben konnte, nachdem Ma geklärt hatte, wer, wo schlafen darf. Langsam ging es auf Weihnachten zu. Geschenke wurden gekauft, Tannenbaum, na eben Weihnachtsvorbereitungen getätigt. Ma hat mit Gaby Plätzchen gebacken, richtig schön war das. Dann war Heiligabend, nachmittags wurde der Tannenbaum geschmückt. Tolle Sache, ich hab so gern das Lametta gefressen, um es dann auf den Teppichboden zu erbrechen. Da waren meine Eltern zwar nicht so begeistert, aber abgewöhnen konnten sie mir das nie. So, dann war es soweit, alle saßen auf dem Boden rum, Gaby, Pa, Ma, der Cliff und ich. Geschenke wurden ausgepackt. Eine liebe Nachbarin hat meinen Eltern eine gute Flasche Wein geschenkt. Die machte Ma auf, goss für sich, Gaby und Pa ein Glas ein. Die Gläser stellten sie auf dem Boden ab, als sie Geschenke auspackten. Plötzlich Ma, du liebe Güte, wer schlappert hier so? Sie drehte sich zu ihrem Weinglas um und siehe, der Cliff hing mit seinem Schlapperlappen im Glas, das so gut wie leer war. Dann torkelte er, im wahrsten Sinne des Wortes, in die nächste Ecke und hat tief und fest geschlafen. Und geschnarcht hat der. Ich bin zu ihm hin, um nach ihm zu sehn, nee, ich sag euch, der hat gestunken, wie ne Eckkneipe. Ich habe mich total angewidert umgedreht und rauf auf mein Aquarium. Wie kann man sich so besaufen?
Nee, hätte er nie gemacht, war auch ziemlich angewidert.
Aufregung im Haus
Dann kam der Sommer 89, grosser FDJ-Aufmarsch gen Tschechoslowakei und Ungarn. Gaby fuhr mit ihrem Freund in den Urlaub, keiner wusste, was sie wirklich vorhatten. Als sie dann nicht pünklich wieder zu Hause waren, ist meine Ma bald durchgedreht. Kurz und gut, am nächsten Tag früh, als Ma zur Arbeit wollte, kam Gaby an. Sie hatten versucht über die Tschechoslowakei abzuhaun, wurden erwischt, ab in den Stasiknast nach Rostock. Dann hat man sie wieder laufen lassen, mit der Auflage, dass sie zwei Wochen später die DDR zu verlassen hatten. Kinder, war das ne Zeit, jeden Tag stand bei uns die Stasi auf der Matte, weil sie nicht glaubten, dass meine Eltern nichts wussten. Sie wollten sie wegen Beihilfe zur Republik anklagen. Dann Oktober, die Grenzen wurden aufgemacht. Meine Eltern beschlossen, dieses Land zu verlassen, möglichst bald, denn keiner glaubte, dass die Grenzen für länger aufblieben. Am 3.01.90 kam dann Mamis Cousin mit seiner Freundin und holten uns mit dem Auto ab. So zogen wir los, 3 Plastiktüten, 2 Koffer, Hund und Katz. Im Dezember war Pa bei Mamis Verwandtschaft in Kelkheim /Ts und Ma´s Cousin hatte uns dann mit Pa zusammen eine Wohnung in Eppstein besorgt. Es war eine ellenlange Fahrerei, Glateis, dann wurde es noch dunkel. Man, war mir mulmig zumute. Morgens um 4.00 Uhr kamen wir in Kelkheim an. In unsere Wohnung konnten wir noch nicht, wurde noch renoviert. Die Fahrt war schrecklich, ich konnte nicht pullern gehn, der Cliff schon, aber ich? Nur soviel, ich konnte 3 Tage kein Wasser lassen, meine Eltern sind bald verrückt geworden.
Nächstens: Ich dreh durch, Regina hat Vögel in der Wohnung